The Dance Master Classics

Tango 1944-1959

Vom französischen Label Frémeaux stammt die CD Tango 1944-1959 aus ihrer Reihe „Anthologie des Musique de Danse du Monde“. Andere CDs der Reihe widmen sich z.B. dem Wiener Walzer, spanischen Tänzen, Cha Cha Cha, usw. Von den 20 Tangos sind allein sechs von dem hierzulande vielleicht nicht so häufig gespielten ‚Manuel Pizarro et son Grand Orchestre Argentin’ vertreten, allesamt Aufnahmen aus dem Jahr 1959 (Jalousie, Adiós Pampa mía, Como te quiero, La Puñalada, Pelegaria, Tango de reve),  die bisher teilweise nur auf Vinyl vorhanden waren. Laut beiliegendem Essay von Teca Calazans & Philippe Lesage war Manuel Pizarro eine führende Persönlichkeit des Pariser Nachtlebens und ist wohl daher so prominent hier vertreten. Weitere in Frankreich bekannte Orchester sind ‚Armandino’ (Cumparsita und Yo no sé por qué te quiero, beide 1957) und ‚Armando Pontier’ (Uno und Margo mit dem Sänger Julio Sosa, beide 1958 und 9 de Julio, 1955). Aus Pontiers Feder stammen Klassiker wie Cada día te extrano más. Die bekannten Tangos sind im orchestralen Stil der 50er Jahre interpretiert.

Von Di Sarli ist nur der Gassenhauer Bahía Blanca (1957) hier vertreten. Aus unterschiedlichen Troilo-Formationen finden sich La Bordona (1955), Sobre el pucho (1953) und Orlando Goni (1959), von Pugliese die allseits bekannten Stücke Mala Pinta (1944) und El Monito (1955).

Bei dieser Anthologie handelt es sich zumeist um argentinische Orchester, die in Paris gespielt haben. Allerdings erwarte ich von einer Anthologie eigentlich eine breitere Streuung von repräsentativen Titeln, und diese sollten dann nicht zu einem knappen Drittel vom gleichen Orchester eingespielt sein. Die CD ist stark 50er-Jahre lastig mit gleich sieben Aufnahmen aus dem Jahr 1959, im Vergleich zu lediglich drei Tangos aus den 40er Jahren. Es bleibt unklar, warum explizit die Jahre 1944-1959 ausgewählt wurden. Wenn es die Absicht war, das ‚Goldene Zeitalter‘ des Tango abzudecken, dann deckt sich das nicht ganz mit der ausgewählten Periode. Leider liegen das Essay und weitere Infos im Beiheft nicht auf Deutsch vor, sondern nur in französischer Sprache mit einer kurzen Zusammenfassung auf Englisch. Auch die Rechtschreibfehler fallen leider negativ auf.

Der orchestrale Sound gibt Stücken wie Uno, La Cumparsita, Puñalada, 9 de Julio, Yo no sé por qué te quiero einen schönen weichen Anstrich. Wem noch Aufnahmen aus den 1950er-Jahren und/oder Pizarro, Pontier und Armandino in der Sammlung fehlen, für den ist die Anschaffung dieser CD durchaus sinnvoll.

Susanne Mühlhaus (Rezension in Tangodanza 2-2012)

siehe auch: http://www.tangodanza.de/product_info.php/products_id/936/cPath/4/cds/dance-master-classics-1944-1959.html